Frankreich und Spanien – Frühling 2020

Vorbereitung

Nachdem wir nun über zwei Monate hier im Norden gestanden haben, wird es nun allmählich wieder Zeit sich auf den Weg zu machen. Das Wetter war fast die ganzen zwei Monate miserabel. Das Fernweh wird immer größer. Die Kinder und Enkelkinder leben nach den vielen Feier- und Geburtstagen wieder ihren Alltag. Und uns wird es allmählich doch etwas langweilig.

Es ist schon etwas merkwürdig: Da sind wir eigentlich zuhause und doch nicht wirklich. Naja, zuhause schon, das ist ja gerade unser Bus. Und das ist bemerkenswert. Egal wo der Bus steht. Mache ich die Tür hinter mir zu, bin ich zuhause. Egal wo der Bus dann steht. Aber unser altes Zuhause ist nicht mehr (ist wirklich nicht schlimm) und ein neues Zuhause gibt es noch nicht. Man kann nur endlich wieder losfahren.

Wir wären eigentlich auch schon lange unterwegs. Aber unser Bus muss noch einmal in die Werkstatt. Es müssen ein paar kleine Garantieleistungen erledigt werden und das eine oder andere Zubehör ergänzt werden. Nur zieht es sich so lange hin. Der Termin wäre wohl noch später ausgefallen, wenn wir nicht ein wenig Druck gemacht hätten.

Aber nächste Woche soll es dann endlich losgehen!

Wie sehen unsere Vorbereitungen aus?

Natürlich wären wir lieber heute also morgen weg. Aber es gibt doch vorher noch so einiges zu bedenken, zu erledigen und zu planen. Schließlich wollen wir über drei Monate unterwegs sein.

Fangen wir also mit den einfachen Dingen an: Nach den letzten Erfahrungen macht es Sinn ein paar (wenige) Vorräte anzuschaffen. Da wären zum Beispiel Kaffee und Tee. Das kennst du vielleicht. Daheim hast du morgens so deine Rituale. Dazu gehören meist auch dein Kaffee oder Tee. Bist du im Urlaub nimmst du in Kauf, dass es eben nicht so wie zuhause schmeckt. Aber so zwei, drei Wochen hält man es doch schon aus. Bei drei Monaten fängt allerdings das Grauen an. So lange will ich dann doch nicht auf meinen Morgentee verzichten. Entsprechend lege ich meinen Vorrat an. So gibt das ein oder andere Lebensmittel, auf das man eben nicht so gerne verzichtet.

Dann müssen einige Arztbesuche erledigt werden. Das hat jetzt nicht unbedingt mit unserem Alter zu tun 😉 Zahnarzt und Vorsorgetermine müssen in diese Zeit fallen. Eventuell noch den einen oder anderen Folgetermin (leider ist ein Zahn abgebrochen…)

Weiter macht man sich Gedanken darüber, was der Bus vielleicht noch so braucht. Eigentlich ist er ja vollständig eingerichtet. Schließlich leben wir nun schon seit einiger Zeit darin. So habe ich noch einmal „Wohnmobil Spanien“ gegoogelt und festgestellt, dass es in Spanien Gasflaschen mit anderen Anschlüssen, als bei uns üblich, gibt. Wir brauchen einen entsprechenden Adapter! Und: Haben wir ein passendes Warnschild für unseren Fahrradträger? Haben wir! Denn wir brauchten schon eins in Italien. Und das kann man wenden. Voilá: Und schon passt es für Spanien! Aber – wir fahren durch Frankreich! Auch dafür gibt es einiges zu beachten. Abgesehen von Straßenkarten braucht man in Frankreich einen Alkoholschnelltester. Zum Glück haben wir ihn noch vom letzten Jahr. Das wäre also geregelt!

Normalerweise ist die Kleidung immer ein großes Thema für den Urlaub. Was brauche ich? Hab ich zu viel (meistens) oder (hoffentlich nicht!) zu wenig mit? Was ist angebracht? Das kennt sicherlich jede/r von uns. Für uns ist das allerdings gar kein Thema. Denn wir haben ja immer alles mit. Und weil bei unserem neuen Leben der Winter bevorstand, haben wir auch für alle Jahreszeiten gepackt. Puuh! Ein Glück!

Dann noch Organisatorisches: unsere handy-Verträge. Meinen hatte ich schon vor unserer Reise angepasst. Es zeigte sich in Italien, dass er ausreicht. Denn unterwegs ist man viel öfter mit dem handy im Internet. Da macht ein größeres Datenvolumen Sinn. Mein Mann hat noch einen handy-Vertrag, der ausreichte, als wir daneben noch einen Festanschluss und Wlan hatten. Jetzt passt er nicht mehr. Also…

Dann ist die Post zu regeln. Ähnlich wie bei den Vorräten reicht es normalerweise die Post liegen zu lassen. Aber bei drei Monaten könnten schon wichtige Dinge darunter sein, die Reaktionen erfordern. Die Kinder werden instruiert. Hoffentlich klappt alles. Genau so wichtig ist es, Unterlagen für den Fall des Falles vorzubereiten und die Kinder zu informieren. Ebenso alle Internet-Passwörter. Außerdem müssen die EC- und Kreditkarten auf die Ablaufdaten hin überprüft werden. Ja – und meine wären während der Reise abgelaufen! Zum Glück fiel es mir rechtzeitig auf. Es sieht so aus, als hätten wir an alles gedacht. Bei meinem Reisereport werde ich es dir noch berichten.

Und zum Schluss muss man dann noch für sich regeln, welche Freunde vor der Reise noch besucht werden sollten und wie die Geburtstage, die während der Reise anfallen, geregelt werden. Da macht es auch Sinn sich noch einmal zeigen zu lassen, wie man skypen kann oder wie man das handy als hotspot benutzen kann. Aber zum Glück ist es heute viel leichter als vor vielen Jahren, als man höchstens sehr eingeschränkt telefonieren konnte. Das ist heute kaum noch vorstellbar.

Und ganz zum Schluss: Nächste Woche findet die Reisemesse in Hamburg statt. Da werden wir noch vorbeischauen und vielleicht noch ein paar Tipps abholen.

Reiseplanung

Mit am schönsten ist es, die Reise an sich zu planen. Unser grobes Ziel ist schon lange klar. Wir waren so lange nicht mehr in Spanien. Das wollen wir jetzt nachholen.

Aber: Hast du die Nachrichten gesehen? Unwetter! Genau dort, wo wir gerne hin wollen. Die Frage ist, wie lange das Unwetter anhält und ob es uns beeinträchtigen wir. Das werden wir sehen – und du auch. Denn ich werde berichten.

Auf jeden Fall ändern wir nichts an den Plänen. Es geht nach Spanien :-D. Zudem wird es ja noch eine Weile dauern, bis wir dort sind. Da hat sich das Unwetter sicherlich zurückgezogen.

Der Unterschied zu den früheren Reisen ist heute, dass wir uns sehr viel Zeit nehmen können. Herrlich! So können wir schon den Weg als Ziel betrachten. Einzig, dass wir schnell in wärmere Gefilde wollen. Das ist uns wichtig, gerade bei dem Wetter, das gerade ich im Norden herrscht. Das heißt, dass die ersten Etappen etwas länger werden, bis wir in Südfrankreich ankommen. Dort wollen wir uns ein wenig Zeit lassen, bevor es weiter nach Spanien geht.

Als Reisende ist man vor allem an Weihnachten dafür prädestiniert Reiseführer geschenkt zu bekommen. So auch wir. Diese haben wir genutzt eine vorläufige Route auszuarbeiten.

Denn, das habe ich auf unserer Toskana-Tour gelernt: Fährt man ohne wirkliche Ziele los, bringt es nur halb so viel Spaß. Allerdings sollte man immer offen dafür sein, seine Route spontan zu ändern. Das kann ja verschiedene Gründe haben. Entweder es gefällt nicht, das Wetter ist schlecht oder man bekommt einen guten Tipp. Und genau dafür sind wir im Bus unterwegs. So hat man alle Freiheiten!

In Spanien haben wir vor zunächst die Mittelmeerküste entlang zu fahren. Wirklich so weit, bis wir nach Afrika rüber schauen können. Auf jeden Fall werden wir uns zunächst in Gegend um Valencia etwas länger aufhalten. Dort haben wir schon sehr oft Urlaub gemacht. Vielleicht finden wir noch Bekannte, die wir gerne wieder sehen wollen. Ob wir dann von der Südküste über Portugal wieder hinauffahren oder durch das Landesinnere, werden wir uns noch überlegen. Das hat ja noch Zeit. Und du kannst es in meinen Reiseberichten verfolgen.

Noch eine Woche und dann geht es endlich los. Ich freue mich, wenn du dabei bist! Hast du auch Lieblingsorte in Spanien? Dann schreibe es mir gerne. Ich freue mich über jeden Tipp

 

Die Reise geht los

Ganz so einfach war es dann leider nicht. Denn Anfang Februar kam es dann endlich zum Werkstatt-Termin für unseren Bus. Anfang Dezember – also zwei Monate vorher – hatten wir vor Ort ja alles bekannt gegeben, was noch zu tun ist und welche Garantieleistungen erbracht werden mussten. Uns war schon klar, dass es mit den ganzen Feiertagen etwas schwierig werden könnte sowohl das Material als auch die Mitarbeiter zu bekommen. Leider lief es eigentlich gar nicht. Es wurde morgens wieder alles neu aufgenommen. Es fehlten Teile. Und außerdem hätten wir doch wissen müssen… Nein – wussten wir nicht. Wir machten aber darauf aufmerksam, dass wir abends des Bus brauchen, da wir ja kein anderes Zuhause haben. Man sagte uns zu, dass alles bis 18 Uhr erledigt sei.

Wir machten uns also einen „schönen“ Tag bei Regen und Kälte in Lübeck. Kurz nach 17 Uhr fuhren wir an der Werkstatt vorbei um zu sehen, ob unser Bus schon fertig draußen steht. Das tat er leider nicht. Um 17.30 Uhr dann wollten wir vom Werkstattmeister hören, ob denn jetzt alles fertig ist. Aber – oh Schreck! – er war schon im Feierabend. Die Werkstatt war geschlossen, unser Bus darin und niemand wusste Bescheid. Große Aufruhr! Besonders von uns. Ich will es kurz machen (sonst kocht der Ärger wieder hoch). Der Bus wurde vor die Tür gefahren, wir schliefen vor der Werkstatt, am nächsten Morgen gab es unsererseits einen großen Aufstand und am Nachmittag war der Bus dann einigermaßen fertig, da noch nicht alle Teile vor Ort waren. Aber wir konnten endlich los.

1. Station: Bad Krozingen

Freitags fuhren wir also früh los. Uns war klar, dass dies nicht der beste Tag ist, die Autobahn in den Süden zu nutzen. Aber wir hatten ja kein Zeitlimit. So planten wir grob eine Übernachtung ein, falls es zu voll werden sollte. Allen Erfahrungen zum Trotz sind wir aber sehr gut durchgekommen und waren schon nachmittags gegen 17 Uhr in Bad Krozingen angekommen. Den Stellplatz kannten wir ja von der Rückfahrt aus der Toskana. Deswegen hielten wir uns an unseren Plan und genossen Samstag die Therme. Die Sonne kam raus und wir konnten sogar schon unsere Stühle auspacken. Abends ging es wieder in die Käsestube in Staufen um Käsefondue zu schlemmen.

Erst am Sonntag setzten wir unsere Fahrt fort. Wir fuhren die Strecke auf der Autobahn, obwohl wir das eigentlich nicht so lieben. Aber wir wollten schnell in den Süden. Sowohl wegen der Temperaturen als auch wegen des Orkantiefs „Sabine“. Wir planten wieder Zeit ein, ehe wir in Südfrankreich ankommen wollten. Uns schien die Strecke doch noch recht weit. Aber auch diesmal waren wir gut unterwegs und erreichten schon am späten Nachmittag

Uzès

den ersten Ort unserer Reiseplanung. Dort standen wir mit unserem Bus kostenlos auf einem Weingut, direkt am Ortsrand! Von dort konnten wir auf kurzem Weg zu Fuß direkt in den Ort gehen. Und den kann ich wirklich sehr empfehlen. Der Urlaub fing gleich dort an. Ein Dorf mit ca. 8.000 Einwohnern. Einem alten Kern mit einer immer noch bewohnten Burg. Berühmt ist Uzès aber wegen des großen Marktplatzes „Place des Herbes“. Er liegt mitten im Ort eingerahmt von alten Häusern. Durch die Arkaden kann man den Platz umrunden. Der Ort hatte es uns wirklich angetan. Es gibt viele kleine Geschäfte, kleine Gassen und Cafés. Und es gab unseren ersten Urlaubs-Pastis 😉

Zwei Nächte haben wir auf dem Weingut verbracht. Auch eine Weinprobe gab es und eine Kiste Wein nahmen wir als Proviant für die Weiterfahrt mit. Uzès verabschiedete sich mit einem Regenbogen von uns…

Wenn man so mit dem Bus unterwegs ist und „wild“ steht, also ohne Toiletten und Duschen, entwickelt man einen Plan, damit – naja, du weißt schon. So zog es uns wieder nach

Avignon

Dort waren wir schon im letzten Jahr. Es liegt nicht so weit entfernt von Uzés und die Campingplätze liegen fußläufig zur Pont d’Avignon, so dass wir den Nachmittag noch für eine kleine Tour durch die Stadt nutzen konnten. Um diese Jahreszeit ist es nicht so voll, wie letztes Jahr im Sommer. Daher konnten wir Avignon viel besser genießen. Außerdem war das Wetter auch viel besser. Es zog uns abseits vom touristischen Teil in eine Gasse: Rue de Tainture. Sie liegt in einem alternativen Künstlerviertel direkt an einem Bach mit einigen Wasserrädern, die derzeit den Tuchmachern als Antrieb dienten. Dort konnten wir im Café draußen sitzen, mit einem Wein anstoßen und Menschen beobachten.

 

Aber das war nur ein Zwischenziel. Und es uns zog gleich am nächsten Tag weiter. Denn wir wollten nach

Hyère

Der Ort liegt vor der gleichnamigen Inselgruppe in Südfrankreich. Unser Reiseführer schlug nämlich vor die Insel Porquerolles zu besuchen. Aber erst war wieder ein Stellplatzsuche angesagt. Den fand ich in meiner berühmten App auf meinem Handy. Es sollte nur zwei Busplätze dort geben. Etwas wenig. Aber wir ver-suchten es trotzdem. Ja – wir suchten. Denn wir landeten in einer Sackgasse und weit und breit kein Stellplatz zu sehen. Als wir so unentschlossen in unserem Bus saßen und eine Alternative überlegten, öffnete sich ein großes Tor und Veronique erschien.

Sie wohnt in ihrem riesigen Wohnmobil auf dem Platz und hatte zwei weitere Plätze eingerichtet. Und einer war noch frei! Es war wirklich lustig: uns kamen Hühner entgegen gelaufen, eine Katze wollte immer wieder gestreichelt werden. Der kleine Hund war allerdings etwas scheu. Auf dem Platz gab es einen Pool und Ver-und Entsorgung für unseren Bus.

Am nächsten Morgen packten wir unsere Räder aus und fuhren damit Richtung Hafen, von wo die Fähre nach Porquerolles ablegen sollte. Dort stehen Überreste einer alten Festung mit dem lustigen Namen „Tour de Fondue“. Unterwegs sahen wir dann auch unsere ersten Flamingos. Als wir alle Infos für eine Überfahrt hatten, wollten wir wieder zurück zum Platz. Der lag allerdings doch recht weit weg vom Schuss und gleich neben einem kleinen Flughafen. Und weil es wohl so sein sollte, fanden wir auf dem Rückweg noch einen schönen Campingplatz mit Blick aufs Mittelmeer. Also zogen wir noch am Nachmittag um.

Am nächsten Morgen setzten wir dann zusammen mit unseren Rädern und prall gefüllten Rucksäcken über auf die Insel

Porquerolles

Dort dürfen nur die Bewohner Autos fahren. Ansonsten gibt es Fahrradfahrer und Wanderer. Noch ein neuer Lieblingsort! Auf der Insel gibt es nur einen kleinen Ort. Dort wollten wir übernachten. Zum Glück bekamen wir auch noch ein Zimmer in einem süßen kleinen Hotel. Der Inhaber gab uns noch einige Tipps für unsere Tour über die Insel. Er meinte zwar, es sei ein wenig – sehr – hügelig. Aber das störte uns ja nicht so sehr, da unsere Räder motorisiert sind. Allerdings kam es doch etwas anders, als wir es gedacht hatten. Und hätten wir es vorher gewusst: wir hätten eine andere Tour gewählt. Ich kam mir vor wie bei einem Crossrennen. Unbefestigte Wege mit dicken Steinen, teilweise sehr steil bergauf und bergab. Da wurden wir sehr gefordert. Aber wir wurden mit einer kleinen menschenleeren Bucht belohnt. Vor der Bucht lag eine kleine Festung und weiter draußen im Meer ein Leuchtturm, an dem sich immer wieder die Wellen brachen. Wir konnten uns niederlassen, Käse und Wein auspacken und genießen und uns von der anstrengenden Fahrt erholen. Streng beobachtet von zwei Möwen.

Der Abend war dann noch sehr nett. Es gab ein typisch französisches Essen – Soup de Poisson – und am nächsten Morgen unternahmen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang zur Südseite und zum Leuchtturm der Insel. Von dort hat man einen atemberaubenden Blick über die Steilküste. Nach einer kurzen Erfrischung im Hafenccafé ging’s per Schiff wieder zurück zum Bus.

Sonntags fuhren wir wieder weiter. Als Ziel hatten wir Saintes Maries de la Mer in der Camargues angepeilt. Unsere Mittagspause wollten wir in Marseille verbringen. Ich hatte dafür den Hügel mit der Kirche Notre Dame de la Gare ausgesucht. Von dort sollte man einen traumhaften Blick über die Stadt haben… Zum Glück kennt mein Mann mittlerweile den Bus mit seinen Ausmaßen sehr gut und kann ihn entsprechend bewegen. Wir fuhren durch sehr enge Gassen immer weiter bergauf und irgendwann standen wir vor einer Treppe, die zur Kirche hinaufführte. Weit und breit keine Möglichkeit den Bus zu parken. Den Ausblick konnte man auch nur sehr eingeschränkt genießen. Wir also wieder zurück. Durch den Alten Hafen, weiter durch enge Straßen, immer wieder erschreckt durch drängelnde Vespa-Fahrer, endlich auf einer Autobahn. Und dort standen wir dann zwischen den LKW und frühstückten. Toll!

Dann kam aber der schöne Teil des Tages durch die Camargues bis hinunter nach

Saintes Maries de la Mer

Und schon gibt’s wieder einen neuen Lieblingsort! Um diese Jahreszeit ist es dort leer und man kann ungestört durch die Gassen schlendern. Das haben wir ausgiebig gemacht. Es gibt dort viele kleine Läden, natürlich viele mit Andenken. Aber dadurch, dass noch keine Saison war, störten sie weniger. Auch die Wehrkirche hat uns beeindruckt. Sonntags war der Altarraum blau beleuchtet. Das gab eine ganz besondere Stimmung und hinterließ einen schönen Eindruck auf uns. Das Wetter war auch gut. Wir konnten Tisch und Stühle ausräumen und draußen vor dem Bus sitzen. So haben wir es uns gewünscht!

Nach zwei Nächten auf einem Campingplatz und diversen Haushaltsarbeiten, zog es uns weiter. Zunächst nach

 

Aigue Mortes

Wir bekamen einen tollen Parkplatz für unseren Bus direkt an der Stadtmauer. Das ist leider nicht selbstverständlich. Irgendwie mag man Wohnmobile in Südfrankreich nicht so gerne. Daher werden sie verbannt und man kann höchstens auf einem Campingplatz stehen. Für Tagesausflüge ist das eher schlecht. Aigue Mortes ist im Kern ein kleiner sehr alter Ort mit einer vollkommen erhaltenen Stadtmauer. Die ist wirklich beeindruckend. Mit vielen Wehrtürmen, die man über breite steinerne Treppen erreichen kann. Aigue Mortes an sich ist eher touristisch. Jetzt im Winter daher leer und die meisten Geschäfte geschlossen. Also ging es weiter. In

Béziers

standen wir wieder auf einem Weingut. Wunderbar mit Blick auf Béziers und die Kathedrale St. Nazaire. Weinprobe inklusive… Dazu waren es auch nur 10 Minuten zu Fuß zum Canal zu Midi mit den neun Schleusen. Also wieder ein Volltreffer! Wir hatten bestes Wetter und bevor wir weiter Richtung Spanien fuhren, haben wir mit unseren Rädern noch ein Abstecher in die Stadt gemacht. Bèziers ist die älteste Stadt in Frankreich. Und ist so schön! Es liegt auf einem Hügel. Wir sind hinauf und von der Kathedrale aus hat man einen tollen Blick über die Landschaft, den Canal du Midi, die Pont vieux und den Orb. Es gibt süße kleine Gassen, Cafès, eine Markthalle. Es ist wirklich lohnenswert, diese Stadt zu besuchen.

Und so sind wir mit vielen schönen Eindrücken weiter gefahren. Bevor wir über die Grenze nach Spanien fuhren hatten wir noch ein Zwischenziel:

Collioures

Vor ewigen Zeiten waren wir dort. Deswegen wollten wir gerne noch einmal dorthin. Allerdings wurde es wieder schwierig einen Übernachtungsplatz zu finden. Der Ort ist einfach zu klein und die Campingplätze noch geschlossen. Als wir schon unverrichteter Dinge weiterfahren wollten, standen wir in einem Kreisverkehr auf einmal vor einem großzügigen Wohnmobil-Stellplatz! Dort richteten wir uns so ein, dass wir einen traumhaften Blick aufs Meer hatten. Mit den Rädern fuhren wir in den Ort bis in den Hafen. Wir gönnten uns einen Wein auf der Terrasse. Links eine alte Kirche – rechts eine Burg und vor uns das Mittelmeer. Und vor allem: es war noch recht leer! Die Touristen kommen erst später. Der Rückweg war ein wenig aufregend. Denn der Stellplatz lag ziemlich weit oben, wir verfuhren uns, waren fast in Argeles sur mer und der Akku meines Fahrrads war beinahe leer. 😮 Alles ging gut!

Collioures liegt ganz nah an der spanischen Grenze. Uns wurde auf einmal bewusst, dass wir nun schon zwei Wochen unterwegs sind. Unter normalen Bedingungen fängt man da schon an wieder an die Rückreise zu denken. Bei uns fängt allerdings jetzt erst unser Spanienurlaub an!

Jetzt, wo ich diese Zeilen veröffentliche, stehen wir mittlerweile in Spanien für ca. zwei Wochen auf einem Campingplatz um den ersten Teil der Reise zu verarbeiten. Das Wetter ist wirklich sehr schön. Ich habe meinen Kleiderschrank umgeräumt – die Sommersachen griffbereit gelegt. Sobald es dann weiter geht, sag ich dir Bescheid. Du kannst dich gerne für den newsletter anmelden. Dann wirst du rechtzeitig informiert.

Spanien – oder doch nicht?

Da hat sich doch eine ganz Menge getan, seit wir in Spanien sind. Obwohl – gesehen haben wir nicht ganz so viel in der Zeit.

Angefangen haben wir in Spanien anders als üblich. Vorher war es uns immer ganz wichtig, das Meer zu sehen und so lange wie möglich daran vorbei zu fahren. Aber Meer hatte wir ja schon in Frankreich. Daher hatte ich in meinem Plan ein Kloster herausgesucht, das im Land in den Bergen liegt. Wir hatten überhaupt keine Vorstellung, was uns dort erwartet. Und das ist immer das Beste! Hinter der Grenze verließen wir dann also die Autobahn und fuhren ins Landesinnere. Der Weg führte uns durch recht karges Gebiet, gar nicht touristisch ausgestattet. Viel Landwirtschaft und Industrie. Allerdings sahen wir recht bald von Weitem schneebedeckte Berge, Autos mit Skiern auf den Dächern. Na – das kann ja spannend werden…

Aber die Berge interessierten uns dann doch nicht, denn wir bogen vorher ab. Und wie wir so fuhren erschienen ganz allmählich am Horizont ganz merkwürdige Formationen. Zwar wohl Berge, aber sie sahen so ganz anders aus. Anfangs dachten wir eher, dass wir träumen. Taten wir allerdings nicht und diese Berge kamen immer näher und tatsächlich lag dort in diesen Bergen das

Koster Montserrat

Eine Benediktinerabtei mit ca. 80 Mönchen. Das Kloster wurde im 11. Jahrhundert gegründet. Berühmt ist es auch wegen der Madonnenfigur „Schwarze Madonna Unserer Lieben Frau von Montserrat“ aus dem 12. Jahrhundert. Das war unser Ziel.

Was eigentlich sonst recht schwierig ist, stellte sich hier als sehr einfach heraus. Es gab einen Busparkplatz. Dort konnten wir unseren Bus kostenlos abstellen! Mit der Bahn fuhren wir dann einen sehr steilen Berg ganz nah am Abhang hinauf. Mein Mann konnte nicht aus dem Fenster schauen. Er hat Höhenangst! Natürlich passierte nichts. Es war ja auch nicht die erste Bahn, die dort hinauf fuhr. Es ging also immer weiter in die Berge hinein und irgendwann erschien das Kloster mit der großen Kirche. Und das war wirklich sehr beeindruckend! Eine riesig große Anlage, sogar mit Hotels, Lokalen und Museen. Die Basilika steht dort hoch oben und schaut über die ganze Ansammlung der Gebäude. Gerade wurde eine Messe gefeiert. Daher konnten wir die Basilika nicht näher besichtigen. Aber alleine der Blick vom Eingang in den Altarraum war schon sehr eindrucksvoll. Wir spazierten noch ein wenig durch die Anlagen, vorbei an vielen Touristen und genossen den grandiosen Ausblick auf das Tal. Die Bahn brachte uns dann auch wieder wohlbehalten zurück. Und wieder bestätigte es sich, dass es doch gut, schon vorher einen lockeren Reiseplan aufzustellen, als sich einfach immer treiben zu lassen. So entdeckt man die schönsten Dinge.

Die nächste Etappe sollte in der Nähe von Tarragona sein. Barcelona haben wir ausgelassen. Da waren wir schon öfter und der Gedanke mit unserem großen Fahrzeug wieder durch enge Gassen zu fahren, reizte uns nicht so sehr. Aber schon die Fahrt Richtung Tarragona, als wir wieder auf der Route am Meer waren, war schon nicht so unsere Sache. Es gab viele Hochhäuser, Industrie, auch Campingplätze. Aber alles nicht so einladend. Trotzdem suchten wir dort einen Stellplatz. Denn es wurde Abend. Es war allerdings alles andere als schön dort. Aber die meisten Plätze sind ja noch geschlossen. So hatten wir keine große Auswahl. Eine Nacht haben wir es dort ausgehalten. Der Zug fuhr dort beinahe durch unseren Bus. Keine Geschäfte oder Restaurants weit und breit. Da kann man nur weiterfahren.

Durch Tarragona sind wir durchgefahren ohne weiter anzuhalten. Vielleicht zu unrecht. Es reizte uns einfach nicht. Außerdem hatten wir eine Empfehlung. Oropessa soll sehr schön sein. Es gibt einige schöne günstige Campingplätze dort, die auch im Winter geöffnet sind. Also unser nächstes Ziel.

Oropessa

Ich war zunächst ein wenig entsetzt. Genau so wollte ich es nicht haben. Es war wirklich ein super Platz. Unser Plan war dort zwei Wochen stehen zu bleiben, um dann gestärkt weiter zu fahren. Es war total sauber, das Personal war sehr freundlich, direkter Zugang zum Meer. Also alles gut? Naja… Wir bekamen den letzten Platz, rechts ein deutsches Wohnmobil, links ein deutsches Wohnmobil, hinter uns und vor uns ein… Alle waren zum Überwintern dort. Entsprechend kannten sich alle. Und im Laden gab’s deutsche Lebensmittel. Dafür fahre ich nach Spanien!

Nachdem wir uns dann doch darauf eingelassen haben und uns vorgenommen haben, für uns zu bleiben, haben wir dann die Umgebung erkundet. Zur einen Seite am Strand entlang kam man zu Fuß recht bald an einer kleinen Häuseransammlung vorbei. Die sah so richtig spanisch aus. Nur leider wohnte dort fast niemand und die Lokale waren noch geschlossen. Zur anderen Seite an der Straße entlang mit unseren Fahrrädern kamen dann HOCHÄUSER. Eins neben dem anderen. Die meisten Wohnungen standen noch leer. Ich möchte nicht wissen, wie es dort im Sommer aussieht. Aber jetzt war alles noch leer und das meiste geschlossen.

Aber zum Glück haben wir ja unsere Räder. Und so machten wir uns auf die Suche nach Spanien. Das gab’s dann natürlich auch. Und jetzt im Winter wohl mehr als im Sommer. Wie so einige kleine Orte in Spanien gibt es einen Teil der direkt am Wasser liegt und einen Teil mehr im Landesinneren. Oropessa im Ortskern ist ganz niedlich. Neben einer Burgruine oben auf dem Berg, gibt es einen zentralen kleinen Platz mit bunt gefliesten Bänken, kleinen Lokalen, Bars (in Spanien frühstückt man in den Bars 😉 Geschäften mit allem, was für den täglich Bedarf nötig ist. Dort hielt sich auch überwiegend die spanische Bevölkerung auf. Das war das, was wir gesucht haben! Dort konnten wir dann auch unseren kleinen Wein am Nachmittag genießen (… für 1,50 € pro Glas!)

Natürlich interessierte uns auch die Hafenseite. Aber da gab es leider nicht so viel zu sehen. Es war viel zugebaut mit teilweise sehr hohen Hotels. Da konnten wir auch gleich wieder zurück fahren zu unserem Platz. Dabei haben wir noch einen kleinen Abstecher durch die anderen Hochhäuser gemacht. Es ist alles ganz neu aufgebaut. Auch die Anlagen um die Häuser herum. Aber die sind wirklich sehr schön. Da hat man die bunten Fliesen genutzt um Bänke, Torbögen und kleine Mauern zu verzieren. Man erinnert sich an Gaudi. Denkt man sich also die schrecklichen Hochhäuser weg, ist es dort richtig nett.

Donnerstags ist Markt in Oropessa. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Es gibt doch nichts Schöneres, als all die schönen bunten Marktstände anzuschauen und sich das schönste Gemüse und beste Obst auszusuchen! Naja, die gab’s natürlich auch. Aber den meisten Platz brauchten die anderen Stände: „Jedes Shirt 1,-€“ ; „jede Leggins 3,-€“ usw. Nicht so schön… Der Bereich für Obst und Gemüse war viel kleiner. Aber die Preise waren zum Teil die gleichen: 1 kg Paprika 1,-€; 1 kg Avocados 1,-€; 1 kg Kiwis 1,-€. Man fragt sich da wirklich, wovon die Händler leben. Es war irgendwie schaurig schön.

Wir haben ja zum Bus extra unsere motorisierten Fahrräder angeschafft. Die sind für solche Aufenthalte wirklich Gold wert. Der Bus kann auf dem Platz bleiben, man muss nicht immer rangieren und Parkplätze suchen. Und selbst so ungeübte Radfahrer wie wir, schaffen da leicht Strecken von gut 20 km. Und so eine Tour haben wir uns vorgenommen. Da uns der Markt in Oropessa nicht so gefallen hat, sind wir den nächsten Donnerstag dann nach

                                                  Benicassim

gefahren. Das liegt gut 10 km von Oropessa entfernt. Und man erreicht Benicassim über die Via Verde. Eine autofreie Straße über einen alten Bahndamm mit wahnsinnigen Ausblicken auf die Steilküste. Benicassim ist viel größer als Oropessa, hat einen kilometerlangen Strand. An der Promenade stehen wunderschöne alte Villen. Im Ortskern gibt’s kleine Gassen, eine süße Kirche und auch den Markt. Aber da scheinbar einigen Leuten der Markt in Oropessa nicht so gefällt, waren sie alle in Benicassim. Überwiegend deutsche Touristen, ein paar Holländer und Franzosen und nur ganz wenige Spanier. Ich hab ja nichts gegen Touristen, ich bin ja selbst einer. Aber immer wenn etwas im Übermaß auftritt, wird es unangenehm.

So sind wir dann ganz schnell wieder zurück auf den kleinen Platz in Oropessa um dort einen Kaffee zu trinken.

Wir haben es tatsächlich zwei Wochen auf dem Campingplatz ausgehalten und uns sogar gut erholt. Das Wetter war toll und zum Abschied hat sogar ein Lokal in der kleinen spanischen Ansiedlung geöffnet. Dort haben wir den letzten Abend gesessen und ein Menü mit Blick auf das Meer genossen.

Das nächste Ziel lag gar nicht so weit entfernt. Über meine App habe ich in

Valencia

einen Parkplatz ausfindig gemacht, auf dem es erlaubt war, kostenlos mit dem Bus über Nacht zu parken. Er lag nur 100m vom Strand entfernt. Der Platz war zwar nicht schön, aber er lag sehr zentral. Von dort konnten wir alles mit unseren Rädern erreichen. Auf dem Weg dorthin konnten wir gut erkennen, wie sich die Landschaft veränderte. Vorher war recht viel Tourismus einiges an Industrie und ab und an ein paar Olivenhaine. Aber je näher wir Valencia kamen, um so mehr erschienen dann Orangenplantagen. Tiefes Dunkelgrün mit orangenen Tupfen. Und je näher man daran vorbei fuhr, um so intensiver konnte man den Blütenduft wahrnehmen. Selbst im Auto!

Valencia kennen wir schon ganz lange. Naja, kennen eigentlich nicht. Aber meine Schwester wohnte einige Zeit dort. So waren wir gespannt, wie es sich in den vielen Jahrzehnten verändert hat. Und wie es sich verändert hat! Ich bin total begeistert.

Es gibt dort ein altes Flussbett, das, so lange ich mich erinnern kann, ausgetrocknet ist. Der Turia wurde umgeleitet. Und dieses Flussbett hat man nun umgebaut. Ziemlich nah noch beim Hafen wurden sehr futuristische und beeindruckende Gebäude errichtet. Sie beherbergen ein Aquarium, ein Museum, Konzerthallen, ein Kino. Dazwischen sind Wasserflächen angelegt, auf denen man zum Teil auch Ruderboote ausleihen kann. Grandios! Ich war sehr beeindruckt. Das Flussbett wurde aber noch weiter ausgebaut. Es zieht sich durch die Stadt. Wir konnten mit unseren Rädern hindurch fahren, vorbei an Parkanlagen, Spielplätzen für Kinder, Lokale. Und alles autofrei! Wirklich eine kleine – nein – große Oase.

Nach ca. 10 Minuten bogen wir dann ab und verließen den Turia und erreichten gleich das Zentrum Valencias. Auch hier gibt es eine Basilika. Die Führung war sehr interessant und aufschlussreich. Die Basilika steht mitten in der Altstadt. So konnten wir im Anschluss an der Besichtigung durch die schmalen Gassen schlendern, bis wir nach kurzer Zeit von der Markthalle standen. Ein wunderbares Gebäude! Mitten zwischen den alten Häusern steht sie riesengroß. Und es ist tatsächlich eine richtige Markthalle, in der man Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse kaufen kann und keinen Touri-Schnickschnack.

Es zog uns weiter durch die Gassen hin zu einem Café, wo wir uns ein wenig erholen wollten – mit Blick auf das Hard Rock Café! Und so ist im Anschluss an unseren Kaffee meine T-Shirt-Sammlung um ein Exemplar größer geworden.

Valencia hat es uns wirklich angetan und ich kann nur jedem empfehlen, bei einem Spanien-Urlaub diese Stadt einzuplanen. 

Unser Aufenthalt wurde allerdings von einer lautstarken Feier begleitet. Eigentlich finden die Fallas, ein valencianisches Frühlingsfest, nur am 19. März statt. Aber sie werden schon ab dem 1. März eingeleitet. Feuerwerk und Knallkörpern jeder Art sind den ganzen Tag – und auch nachts zu hören. Und da die erste Nacht dadurch ein wenig unruhig war und wir den Weg gut kannten, sind wir noch am 2. Abend weiter nach

Jávea bzw. Xábia

gefahren. Jávea ist für uns ein ganz besonderes Ziel. Hier haben wir uns vor unendlich langer Zeit verlobt und hier haben wir unzählig viele Urlaube verbracht. Und so haben wir unseren Aufenthalt hier dann auch eingeleitet: In dem Lokal, in dem wir unsere Verlobung derzeit gefeiert hatten.

Als wir 1974/1975 zum ersten Mal hier waren, bestand Jávea aus einem kleinen Hafenort mit einem steinigen Strand, einigen typisch spanischen Bars, etwas außerhalb auch einen Sandstrand mit einer kleinen Promenade alles umgeben von Orangenplantagen, sowie einem anderen Teil im Landesinneren mit der Markthalle und vielen kleinen Gassen. Und so waren wir sehr gespannt, wie sich alles verändert hat. Ein wenig hatten wir es schon gesehen, als wir von 20 Jahren das letzte Mal hier waren. Und jetzt ist es noch viel größer geworden. Es gibt viele neue Straßen, Ferienwohnungen, Geschäfte und natürlich Bars. Aber unsere alten Ecken finden wir immer noch wieder. Irgendwie sind wir zuhause angekommen und erkunden wieder alles mit unseren Rädern. Denn der Bus steht auf einem Campingplatz, auf dem wir tatsächlich vor über 40 Jahren auch schon gestanden haben.

Eigentlich wollten wir maximal eine Woche in Jávea bleiben. Denn in Oropessa hatten wir ja schon eine kleine Auszeit genommen. Aber wir fühlten uns so wohl, dass wir gleich eine Woche gebucht hatten mit der Option einer Verlängerung. Ja – und die haben wir nun…

In der Woche zuvor hatte ich noch kurz mit Zuhause telefoniert und meinte, Corona ist in Spanien kein Thema. Wie habe ich mich geirrt! Wir wunderten uns schon ein wenig, dass im Supermarkt doch einige Regale schlecht gefüllt waren. Aber für uns war es kein Thema, weil wir kein spanisches Fernsehen schauen. Es hat uns hier voll erwischt. Nein! Wir sind noch gesund und das wird wohl auch so bleiben. Samstags sind wir noch in den Ort gefahren um ein wenig einzukaufen. Zum Abschluss wollten wir einen Kaffee trinken gehen. Aber unser Lokal hatte leider geschlossen. Und da fiel uns auf: Alle Lokale waren geschlossen! Und uns schwante dann doch so einiges.

Wir sind dann in uns gegangen um zu überlegen, wie wir uns nun verhalten sollten. Spanien ist ja nun sehr stark betroffen. Wir stehen allerdings auf einem guten Campingplatz. Der leert sich gerade. So gibt es nur wenig Camper hier. Wir sind für uns (und verstehen uns immer noch bestens ;-). So haben wir beschlossen hier zu bleiben, weiter unter uns zu bleiben und die Sonne auf dem Campingplatz zu genießen. Zuhause – haben wir ja gerade nicht – wäre es nicht anders. Nur das Wetter wäre schlechter.

Aber es ist schon recht gruselig: Die Regale im Supermarkt sind immer noch leer geräumt. Es herrscht Ausgangssperre. Wir wurden auch schon von der Polizei angehalten und aufgefordert, die Straße zu verlassen. Straßen und Plätze sind leer. Kein Mensch zu sehen. Nur vereinzelt mit dicken Einkaufstaschen aus dem Supermarkt. Wir können alle nur hoffen, dass dies ausreicht, das Virus zu überstehen.

Sobald die Ausgangssperre aufgehoben ist, werden wir unsere Reise fortführen. Wahrscheinlich… Es kann natürlich sein, dass man uns auffordert das Land zu verlassen. Das weiß man nicht. Ich habe schon gehört, dass Wohnmobilstellplätze geräumt wurden und die Camper nach Hause fahren sollten. Allerdings kommt uns jetzt das zu Gute, was ich eigentlich nicht wollte. Ich träumte davon irgendwo einsam an einem Strand zu stehen, Lagerfeuer und so. Jetzt stehen wir auf einem Campingplatz, sind registriert und damit hier „zuhause“. Auf dem Platz können wir uns ganz frei bewegen, haben quasi eine Terrasse vor dem Bus. Allerdings, sobald wir den Platz verlassen, kontrolliert uns die Polizei, ob wir auch tatsächlich einkaufen gehen.

Eigentlich finde ich das in dieser Situation auch sehr gut. Man würde mit der Zeit doch nachlässiger, weil es wirklich nicht sonderlich aufregend ist auf so einem Campingplatz. Daher habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht um meine – und vielleicht auch deine – Zeit zu verkürzen. Sobald es so weit ist, melde ich mich wieder.

Und ich werde weiter berichten. Bis dahin werden wir die spanische Sonne genießen und gesund bleiben!

 

Corona in Jávea

Unsere große Reise stockt also und das schon seit über einem Monat. Daher gibt es keine neuen Reisefotos oder Abenteuer. Eher Campingplatz-Abenteuer.

So richtige Abenteuer sind es allerdings nicht. Man richtet sich halt ein. Gerade habe ich das Ende meines letzten Artikels gelesen. Da leerte sich der Platz noch. Jetzt gibt es nur noch fünf Wohnmobile und ca. 15 bewohnte Mobilheime. Ansonsten haben wir viel Platz. Eigentlich sind die Campingplätze in Spanien ja geschlossen. Genau wie in Deutschland. Aber auf diesem Platz ist es ein wenig anders, weil es Bewohner gibt, die hier auch Vollzeit leben. Es gibt so ungefähr 40 Mobilheime. Und ein Teil davon ist also ständig bewohnt. Daher konnten wir hier bleiben und die Zeit abwarten. Allerdings können wir jederzeit abreisen. Das ist sehr beruhigend. Aber gar nicht nötig. Denn wir kommen kaum mit anderen Menschen zusammen.

Die Menschen auf dem Platz hier, sieht man nämlich immer nur kurz. Jeder dreht regelmäßig seine Runden. Aber Gespräche finden kaum statt. Schließlich muss man den Mindestabstand einhalten. Und hier auf dem Platz lebt die „Risikogruppe“ – Rentner, die Angst haben sich anzustecken. Dafür schließt man Freundschaften mit Katzen und Hunden. Vor allem Katzen. Denn bei normalem Betrieb ernähren sie sich von dem, was die Camper so übrig lassen. Dafür ist die Zeit jetzt aber sehr schlecht. So haben einige Bewohner Katzen „adoptiert“ – wir auch. Die Katzen danken es und lassen ganz allmählich auch streicheln.

Es ist schon interessant zu beobachten, wie sich die Menschen beschäftigen, wenn der Ausgang so streng überwacht wird. Und das ist hier wirklich sehr streng. Man darf nur zum Einkaufen das Zuhause verlassen. Das auch nur alleine. Die Guardia Civile – die spanische Polizei – kontrolliert ständig. Man darf nicht einmal an der Strandpromenade entlang gehen. Sofort wird man zurecht gewiesen und muss den Bürgersteig an der Straße benutzen.

Ich fahre immer mit meinem Fahrrad zum Einkaufen. Mindestens jeden 2. Tag… Und da man mir nicht ansehen kann, wo ich hier in Jávea wohne, nehme ich immer die etwas längere Strecke direkt an der Küste entlang. So kann ich dann wenigstens die Aussicht genießen und weiß, warum wir diese Zeit in Jávea verbringen.

Also wirklich nicht das, was man sich unter einem langen Urlaub so vorstellt 🙁

Trotzdem genießen wir unsere Zeit hier. Es ist einfach ganz anders im Wohnmobil zu leben, viel draußen zu sein und zu wissen, dass man irgendwann wieder die Bars und Restaurants besuchen kann. Das Wetter ist meist sehr gut. Außerdem hat man keine Ausreden mehr, seine morgendlichen Übungen ausfallen zu lassen 😉

Das ist dann auch das, was du bei mir vielleicht schon entdeckt hast: Ich habe so viel Zeit, dass ich angefangen habe Yogavideos zu drehen und auf YouTube zu veröffentlichen. Das bringt wirklich viel Spaß! Ich stelle mir dann immer vor, wie meine Gruppe vor mir sitzt und meinen Ansagen folgt. So bin ich immer bei Euch allen. Wie schön!

Ich werde also meine „Reiseberichte“ erst einmal einstellen. Dafür kannst du auf meiner Gesundheitsseite demnächst weiterlesen.

Mit meinem newsletter bist du immer auf dem Laufenden. Da gebe ich meine neuen Artikel bekannt und auch meine neuesten Yogavideos. Trag dich also gerne ein und sei mit dabei. Ich würde mich sehr freuen!

 

Lock Down in Jávea

Das war nun eine mehr oder weniger spannende Zeit. Als wir hier in Javea ankamen, war das Virus noch gar nicht in unseren Köpfen angekommen. Das gab es nur in Italien oder auch schon ein wenig in Deutschland. Aber doch nicht in Spanien! Das änderte sich allerdings dann ganz schnell. Montags kamen wir also an und eine Woche später standen wir vor der Entscheidung: bleiben oder nach Deutschland zurück fahren. Die Voraussetzungen zum Bleiben erfüllten wir. Wir leben im Wohnmobil, das alles bietet, was nötig ist. Eine Küche, sanitäre Anlagen, Bett und „Wohnzimmer“. Außerdem waren wir schon lange genug in Spanien, so dass wir das Virus nicht einführen konnten und der Campingplatz durfte uns auch behalten, obwohl andere schließen mussten, weil er noch Mobilheime beherbergt, die ständig bewohnt waren. Die Entscheidung fiel uns daher gar nicht so schwer. Ein Zuhause in dem Sinne hatten wir ja noch gar nicht. Und in Deutschland hätten wir uns eine Wohnung mieten müssen, klein, eng und sicherlich nicht mit so viel Bewegungsfreiheit, wie wir sie auf dem Campingplatz hatten. Und: das Wetter war auf jeden Fall viel besser!

Bekannter Weise haben wir uns dann ja auch für’s Bleiben entschieden. Die Voraussetzungen waren sehr gut. Wir standen auf einem Areal, auf dem unter normalen Bedingungen über 50 Wohnwagen/Wohnmobile stehen. Dieses teilten wir uns mit einem anderen Dagebliebenen aus Schweden mit Hund. Auf einem weiteren, ähnlich großen Bereich standen noch zwei Wohnmobile und die Mobilheime waren ungefähr zur Hälfte bewohnt. Es war also sehr ruhig und entspannt.

Die Ausgangssperre in Spanien war ja nun sehr streng. Man durfte seine Wohnung nicht verlassen. Nur um einzukaufen oder zum Arzt bzw. Apotheke zu gehen. Das durfte man auch nur alleine. Anfangs hatten wir noch versucht, gemeinsam zu gehen. Da wurden wir gleich von der Polizei aufgehalten und einer musste wieder zurückkehren. Die Polizei in Spanien war ohnehin sehr streng. Sie war immer präsent und kontrollierte. Es war ein ziemlich unangenehmes Gefühl, das man aus Deutschland nicht kennt. Es hatte aber den Vorteil, dass man sich hinsichtlich der Pandemie doch sicher fühlen konnte.

Auf dem Campingplatz konnten wir uns frei bewegen, konnten regelmäßig unsere Runden gehen, hatten genügend Raum für unseren Yoga und vor allem auch gutes Wetter. Das Leben fand im Freien statt. Außerdem gehört die Region um Jávea zu derjenigen, die mit am wenigsten vom Virus betroffen war. Ich denke im Nachhinein, wir hätten diese außergewöhnliche Zeit nicht besser verbringen können.

Die Alternative wäre Deutschland gewesen. Die Ausgangssperre nicht so streng. Aber ohne Wohnung. Denn diejenige, die wir anmieten werden, war ja immer noch nicht frei. Die Campingplätze waren gesperrt und eine Ferienwohnung durfte man auch nicht anmieten. Also eigentlich gar keine Alternative.

Und so stand für uns ab dem 14. März die Zeit still. Genau so kam es uns vor. Der Tag wurde bestimmt von den Mahlzeiten, Runden über den Platz, fernsehen und regelmäßiges Einkaufen. Und das auch nur im am nächsten gelegenen Supermarkt. Ich habe ab und zu versucht, einen etwas entfernteren Lebensmittelladen anzusteuern, am Meer vorbei mit wundervollem Ausblick. Allerdings wurde ich irgendwann von der Polizei angehalten und zurück geschickt. Das war auch eigentlich das, was in dieser Zeit am aufregendsten war.

Zum Glück gab es Internet. Da konnte ich mein neues Projekt starten, meine Yoga-Videos. Zeit hatte ich ja genug. Ich konnte wieder eine Menge lernen und mir damit meine Zeit vertreiben. Aber ansonsten war nicht viel los und im Nachhinein fühlte es sich an, als hätte man die Zeit angehalten.

Als dann die Infiziertenzahlen zurück gingen, wurde die erste Phase eingeleitet. Das war am 11. Mai. Also 9 Wochen nach unserer Ankunft. Wir durften 2x am Tag den Campingplatz verlassen. Die Ausgehzeiten waren nach Altersstufen aufgeteilt. Das hieß, dass wir uns mit all den anderen „Alten“ zu genau vorgeschriebenen Zeiten auf den Weg machten. Und das auch nur in einem Umkreis von 1 km. Zum Glück reichte das bis zur Strandpromenade. Dort war aber fast alles noch geschlossen. Lediglich ein paar Lokale boten Coffee to go an. Und Brot und Brötchen. Aber es war wunderbar! Endlich wieder „raus“. Die Zeiten passten auch gut in unseren Tagesablauf. Nach dem Yoga, vor dem Mittag und abends ab 19 Uhr. Man konnte das dunkelblaue Meer beobachten, den menschenleeren Strand. Es fühlte sich schon richtig gut an.

Die Zahlen gingen weiter zurück und eine Woche später wurde dann die nächste Phase eingeleitet. Die Restaurants durften unter verschärften Bedingungen öffnen. Das kannte man ja auch aus Deutschland. Es dauerte etwas, bis alles genehmigt war. Aber allmählich konnte man auch wieder auswärts Essen gehen oder einfach nur einen Kaffee auf der Terrasse trinken. Allerdings immer noch nur in einem Umkreis von einem Kilometer. Außerdem war man nicht mehr an die Ausgehzeiten gebunden, wollte man ein Restaurant besuchen. Das war schon fast wie Urlaub.

Danach durften auch wieder mit unseren Rädern einen größeren Radius erkunden. Aber es war immer noch sehr viel geschlossen. Man konnte erkennen, dass es einige Lokale leider nicht überlebt haben. Für andere lohnte es sich einfach noch nicht zu öffnen, weil der Platz nicht reichte.

Auf der anderen Seite fand ich es sehr angenehm, dass es noch so leer war. Es fehlten halt die Touristen. Ein Glück für uns, schade für die Geschäftsleute. Wir haben es auf jeden Fall noch genossen. Denn so ruhig und leer werden wir Javea nie wieder erleben – hoffentlich.

Seit Montag durfte man auch wieder an den Strand und kurz danach sogar ins Wasser. Auch auf dem Campingplatz änderte sich langsam das Eine oder Andere. So konnten wir ab dem 18. Mai wieder – natürlich unter verschärften Bedingungen – Duschen und Toilette nutzen. Verschärft gefiel uns in diesem Fall sehr gut: Jeder hatte eine eigene Dusche, ein eigenes WC und das eigene Waschbecken. Sehr angenehm! Und eine Woche später wurde auch der Pool geöffnet. Allerdings konnten wir kaum noch davon profitieren, denn zwei Tage später fuhren wir nach Hause…!

Die Zeit hier empfanden wir als sehr entspannend. Natürlich auch, weil wir uns über unsere Finanzen keine Sorgen machen mussten. Unsere Kinder mit ihren Familien sind gut durch diese Pandemie gekommen, was für uns sehr beruhigend war. Wir konnten oft telefonieren, auch per Video. Und wir haben uns gut eingerichtet. Die Zeit stand für uns wirklich still. Und wir haben es genossen.

Aber irgendwann wird es Zeit, heimatliche Gefilde aufzusuchen. Tatsächlich soll Ende des Monats unsere Wohnung frei werden. Wir fühlen uns zwar außerordentlich wohl in unserem Bus, aber es fehlt doch irgendwie ein „Zuhause“. Und ein Sofa! Natürlich vermissen wir unsere Kinder und die Enkel.

Donnerstags sind wir dann also los. Alles wurde gut und sicher verstaut. Wir haben noch einmal in dem Lokal zu Abend gegessen, in dem wir derzeit unsere Verlobung gefeiert haben. Morgens noch einmal ausgiebig geduscht, Wasser aufgefüllt, Abwasser abgelassen und dann ging’s los! Ohne weitere Papiere fuhren wir auf dem schnellsten Weg nach Freiburg mit einer Übernachtung irgendwo in Frankreich an der Autobahn.

Dort erlebten wir dann leider noch eine unangenehme Überraschung. Es ist ja bekannt, dass man in Frankreich an der Autobahn besser nicht übernachten sollte, da die Gefahr, ausgeraubt zu werden, sehr groß ist. Wir durften aber die Autobahn nicht verlassen und hatten keine Wahl. Daher suchten wir für unsere Übernachtung einen Raststätte mit Videoüberwachung und stellten uns dort so, dass man uns von allen Seiten gut sehen konnten. Leider stellte sich in der Nacht ein Lieferwagen nah auf die eine Seite – und morgens fehlte unser Bargeld, die Kamera und der Reader! Zum Glück hat man noch sämtliche Karten zurückgelassen. So konnten wir wenigstens ohne großen Aufwand weiter fahren.

In Freiburg erwartete uns dann – neben meiner Schwester – Regen und die Schafskälte… Wir haben erst einmal unsere warmen Decken wieder ausgepackt. Nach zwei Übernachtungen und leckeren Familienessen ging es sonntags ohne LKW-Verkehr zurück nach Lüneburg und wir konnten unser erstes Kind und Enkelkind endlich wieder in die Arme schließen. Auch das Wetter wurde wieder besser. Über Großhansdorf, wo die nächsten Lieben schon auf uns warteten, ging es weiter nach Elmshorn und unsere Familie war wieder komplett. Ein wunderbares Gefühl!

Jetzt fehlt nur noch unsere Wohnung und wir können wieder ein „normales“ Leben führen. Für eine kurze Zeit. Unser Bus steht bereit und wartet auf die nächste Tour.

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